Paula (Monis Mutter) in der Zeitung
hier geht´s zur Maerkischen Allgemeinen
Kopie des Artikels:
BÖTZOW
- Paula ist ein besonders liebes Tier. Seit sechs Wochen arbeitet sie
als Besuchshund im Seniorenheim des Spandauer Waldkrankenhauses. Jeden
Freitagnachmittag warten etwa 20 Heimbewohner auf den schwarzen
Border-Collie und Christina Gebauer. Im großen Gruppenraum wird
gespielt und geschmust. Anschließend heitern Hund und Herrin
bettlägerige Bewohner auf. Eine Stunde dauert der ehrenamtliche Einsatz. "Border-Collies sind Arbeitshunde und bekannt für ihre Sanftmut", weiß die 23-jährige Kindererzieherin aus Bötzow. "In Schottland hüten sie die Schafe. Sie wollen immer beschäftigt sein." Vor zwei Jahren hat sie Paula der Züchterin abgebettelt. Als sie von dem Berliner Verein "Leben mit Tieren" e.V. hörte, fühlte sie sich berufen, dessen medizinische und pädagogische Ziele zu unterstützen. "Christina und ihr Hund haben die Eignungsprüfung bestanden", bestätigt die pädagogische Leiterin Annette Bull. Paula habe sogar die Fähigkeiten zum Therapiebegleithund. Die wissenschaftliche Legitimation der Hundebesuchsdienste, die seit 1994 von dem Verein organisiert werden, erfolgt durch das Psychologische Institut der Freien Universität Berlin. In der Psychiatrie würden seit zehn Jahren Hunde bei Verhaltensgestörten und seelisch Kranken therapieunterstützend eingesetzt. "Unser Verein könnte viel mehr helfen", so Annette Bull, wenn sich mehr Hundehalter dieser sozialen Aufgabe stellten. Die ersten Einsätze hatten Christina und Paula in einer Berliner Sonderschule mit behinderten Kindern. "Da habe ich das erste Mal erfahren, was ein Hund für einen Menschen Positives tun kann", erzählt Christina, noch immer beeindruckt. Auch ein Kita-Einsatz sei für Paula in Planung. Es habe sich gezeigt, dass Kinder beim Spiel mit sanften Hunden ruhiger würden. Sie bekämen und gäben uneingeschränkt Aufmerksamkeit, lernten Rücksicht zu nehmen und für sich und andere Verantwortung zu tragen. In Bötzow kommt Paula bereits jeden Dienstagnachmittag in diesem Sinne zum Einsatz bei Christina Gebauers Kindertheatergruppe "Rasselbande". Paula habe den Kindern viel Selbstsicherheit gegeben und einigen nahm sie die extreme Angst vor Hunden. Doch Paulas Haupteinsatz ist derzeit in Spandau. "Zuerst war ich nicht so begeistert, mit Senioren zu arbeiten", verrät Christina Gebauer. Doch nach einem Monat hatte sie ihre Meinung völlig geändert: Sie könne kaum glauben, welche Veränderungen ihr Hund bei den Bewohnern des Heimes in so kurzer Zeit bewirkt habe. Die Bewegungsfähigkeit des alten Herrn, der schon ungeduldig auf sie warte, habe sich sichtbar verbessert. Er habe kaum den Rücken beugen können, erzählt Christina. "Der Hund weiß das ja nicht und legt ihm den Ball direkt vor die Füße." Selbstvergessen habe der Patient nach dem Ball gegriffen, weil er Paulas unbändiges Spielbedürfnis nicht bremsen wollte. Genau das ist ihr Job: Menschen aus ihrer Starre herauszuholen, sie aufzumuntern, wie die alte Dame im nächsten Raum. Paula wedelt mit dem Schwanz, springt am Bett hoch und gibt Pfötchen, die zum Schutz in Babysöckchen stecken. Dafür bekommt sie einen Hundekeks und wird liebevoll gestreichelt. Den ganzen Tag sei diese Frau alleine, so Christina, und spreche und bewege sich kaum. Jetzt richtet sie sich auf und erzählt aus ihrem Leben. Noch Tage nach dem Besuch würden die Heimbewohner über ihre Erlebnisse mit Paula sprechen, bestätigt das Pflegepersonal. Das Warten auf Paulas Freitagsbesuche wird so zur Vorfreude. |